Mittwoch, 8. Mai 2013

Der Sommer wirft sein staubiges Netz aus. In der Innenstadt torkeln Speckkopf-Chabos mit rasiertem Nacken an arroganten Ganzkörper-Burka-Trägerinnen vorbei, dampfen die Hundehaufen und nerven die Gemüsehändler, denen irgendwann die Idee gekommen ist, es sei verkaufsförderlich, Kunden auf Halbdeutsch anzupöbeln, um ihr abgasverseuchtes Gengemüse an den Mann zu bringen, lärmt untolerierbare Drecksmusik aus Nagelstudios und Bubble-Tea-Shops, drängeln sich von Religion und Isolationskultur verblödete Teenager in widerwärtigen Selbstbedienungsbäckereien. Hier lebt das Geschwür am lautesten. Hier versammeln sich Fallbeispiele für die Prolokultur der letzten 40 Jahre auf engstem Raum, um ihre unerträglichen Ansichten herauszustammeln, hier grölt man Frauen noch in Bauarbeitermanier hinterher und entblödet sich nicht, nach wie vor rasierte Augenbrauen und Asi-Irokesen zur Schau zu tragen.
Was für ein wundervoller Tag. Mein Gesicht schwillt auf der rechten Seite allmählich ab, das abgeplatzte Stück Zahn links ist leider noch nicht nachgewachsen. Die halbe Erkältung macht da auch nix mehr. Immerhin hab ich keinen Heuschnupfen. Der Fischladen im Erdgeschoss wetteifert wie immer mit den Wohnungen im 1. und 2. Stock um den ersten Preis in puncto Fischgestank. Das bocksverschissene Mojo-Barbistro gegenüber hat zum Glück noch geschlossen, darum bleibt mir die übliche Hirnamputiertenmucke und das idiotische Gelächter halbdebiler Glitzerjeansschlampen und bodygebuildeter Bürstenschnittträger fürs Erste erspart. Ein diesiger Schleim hat die Sonne erstickt, der Himmel sondert Nebelsekrete ab und alles ist von einem organgrauen Leuchten erfüllt. Die Zeit leert ihre Gedärme und seufzt.

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